Oshury – 02 - 31: Aus Träumen gekrabbelt
Zusammen mit dem schwer verletzten Grolak wurden Runu, Dwinbar und Nathanael vom Rat der Ta-Bokosh willkommen geheißen. Das Gespräch fand in der Baumhöhle des Clanoberhaupts Shetbax statt, der dort in Begleitung seines Sprachrohrs, der ersten Kriegerin Kurru, dem uralten Druiden Tekmaneh und dessen Schülerin Julak die Gruppe erwartete.
Der einäugige, zahn- und haarlose Shetbax begrüßte sie freundlich. Seinen Körper hatte er in einen Mantel aus Fledermausbärenfell gehüllt. Er selbst sprach leise und lies seine Worte von Kurru verkünden. Nathanael übernahm seinerseits das Gespräch für Grolak, der kaum fähig war, zu sprechen.
Währendessen wurde ein Schüssel eingelegter Beeren herumgereicht, die es in sich hatten: Alle aßen davon. Doch während Nathanael lediglich wohlige Wärme und Entspannung in sich aufsteigen fühlte, spürten die anderen eine Erweiterung ihrer Sinne und ihres Körpers, die ihnen neue Kraft einflößte und sie dauerhaft stärkte.
Grolak trug sein Anliegen vor: Die kleine Sula sollte in der Obhut der Ta-Bokosh aufwachsen, da er sie nicht weiter der Gefahr aussetzen wollte, die seine Aufgaben und Reisen mit sich bringen. Der Kreis verlangte daraufhin, das Goblinbaby zu sehen. Die quietschfidele Sula wurde von einem zu anderen gereicht. Ihr frohes Wesen zauberte ein Lachen auf alle Gesichter. Besonders Tekmaneh hatte sie es angetan.
Die Ta-Bokosh entschieden, dass Sula Teil des Stammes werden könne. Dafür müsse sie sich aber einem Initationsritual unterziehen. Wie alle anderen Ta-Bokosh muss sie aus dem Geburtsort, dem Kocheshem, was in etwa "die Traumgrube" heißt, ihren Weg zum Dorf finden. Allein aus der Grube und durch den Smaragdwald krabbelnd. Die Gruppe erhielt die Aufgabe, Sula zum Kocheshem zu bringen. Von dort ab wäre sie auf sich allein gestellt.
Grolak beschloss, dass dies die beste Lösung sei. Er vertraute den Ta-Bokosh und fügte sich ihren harten Regeln als Teil ihrer Tradition. Er selbst würde die Gruppe aber nicht begleiten können; zu schwach war er von seinen Verletzungen. Stattdessen würde Beth O'Kane, die sich in den letzten Wochen aufoperfungsvoll um das Goblinkind gekümmert hatte, Sula zu ihrem neuen Ursprung bringen.
Doch nicht nur der Weg für Sula zurück zum Dorf würde gefahrvoll sein. Auch auf dem Weg durch den Smaragdwald und in der Traumgrube selbst könnten Gefahren lauern. Die Goblins erzählten von den Bernsteinkriegern, Inkarnationen alter Kriegergeister, die in der Gestalt von belebtem Bernstein die Träume bewachten. In Acht nehmen sollten sie sich auch vor den Nefruugs, kleinen Erdgeistern, die in der Traumgrube leben und deren Geschenke unbedingt auszuschlagen seien, um nicht vom rechten Weg abzukommen. Im Smaragdwald selbst lauern die "verrottenden Radix", verderbte Pflanzenwesen, die aus einem Nest verrottender Äste bestehen und einen dämonischen Kern in sich tragen. Um diese Jahreszeit seien sie besonders aktiv. Sie nehmen Schaden durch Feuer, doch ihr Kern ist dagegen unempfindlich und nahezu unzerstörbar.
Und noch etwas anderes zeigte sich, als die Goblins vor den Gefahren warnten: Tekmaneh war nicht wie die anderen als Kind krabbelnd zum Dorf gekommen. Er war auf zwei Beinen, aufrecht gehend, dort aufgetaucht. Die anderen Goblins nannten ihn einen, "der entlang des Traumes läuft". An der Reaktion der versammelten Goblins, besonders an Julak, wurde klar, dass dies bisher ein Geheimnis gewesen war.
Die Gruppe stattete sich mit weiteren Kletterseilen, einer Flasche Öl und Proviant aus, die sie breitwillig von den Goblins erhielten. Außerdem erkundeten sie sich nach weiteren Gefahren und holten weitere Informationen ein. Dabei konnte Nathanael eine Beziehung zwischen der Steinernen Königin Bryn, Bryn, bekannt als "Die Wächterin des Sonnenlichts" und den Bernsteinkriegern herstellen. Diese sollen die Leibgarde der "Bernsteinkönigin" gebildet haben. Runu erfuhr seinerseits, dass eine Mysteriengeschichte seines Gottes Hivtr von dem Besuch eines Suchenden in der Höhle der Träume handelt. Hivtr, der als die Un/Ohngestalt verehrt wird und die alte Gottheit der Heimstatt, der Dunkelheit und der Prophezeiungen ist, soll dem Suchenden dort begegnet sein. Gut möglich, dass das Kocheshem der Ta-Bokosh auch ein heiliger Ort seines Glaubens ist.
Als sie gerade dabei waren, sich in der ihnen zugewiesenen Baumhöhle zur Nacht zu legen, erhielten sie Besuch: Tekmaneh trat zu ihnen zu trug sein Anliegen vor. Er wolle die Gruppe zum Kocheshem begleiten. Sein letzter Gang, zurück zum Traum. Tekmaneh wollte darum kein großes Aufheben machen und seine Stammesgenossen nicht davon in Kenntnis setzen. Er würde am Rand des Smaradwaldes zur Gruppe stoßen.
Am nächsten Morgen ging es los in den Wald, der kurz hinter dem See beginnt. Affrufi und Caius waren im Dorf geblieben, um sich um Grolak zu kümmern.
Im Wald fanden sie einen Schutzbau aus dichten Ranken, die laut Tekmaneh mit Magie ineinander verwoben waren. Dwinbar fiel ein Baum auf, über dessen Äste ein Seil verlief, mit dem an offenbar ins Innere dieses Baus gelangen konnte. Das Ganze scheint elfischen Ursprungs zu sein. Die Ta-Bokosh hatten bisher keinen direkten Kontakt mit den Elfen. Und diese selbst scheinen keinen gesteigerten Wert auf Kontakt zu legen. Nachdem sich Beth lautstark darüber ausließ, dass man die kleine Sula durch keine extra Sperenzchen mit den Elfen in Gefahr bringen dürfe, beschloss die Gruppe, den Schutzbau zu umgehen und weiter zu ziehen.
Unterdessen wurde es dunkel und die Gruppe suchte sich einen Lagerplatz auf einer Lichtung. Die ersten beiden Wachen verliefen ereignislos, doch in Nathanaels Wache regte sich etwas im Unterholz ...