Oshury – Session 08: der Baumler

Oshury – Session 08: der Baumler
Wiederkehrende und solche, die nie richtig weg waren - im Tempel des Hagi-Gol

Nach längerer Pause setzten wir unsere Geschichte im Land der Steinernen Königinnen fort. Zurück zu Ithil, Grolak, Nathanael und Phoegeth, die immer noch dabei waren, den Tempel des Hagi-Gol zu erforschen. Sie werden dabei von Alina, der Magier-Azubin begleitet.

Zu Gruppe stieß die Kämpferin Luna, die von Carl, dem angeheuerten Wächter, durch eine Gabe in die Brotschüssel ins Tempelinnere gelassen wurde. Einige Zeit später stieß dann noch Skarlid, die Akrobatin hinzu.

Im Raum mit den leergeräumten Edelsteinsäulen schaute sich Grolak die Tür nach Norden genauer an. Er stellte fest, dass sie mit einer harten, kristallinen Substanz verklebt ist und sich nicht öffnen lässt. Glassplitter liegen auf dem Boden davor.

Phoegeth, Luna und Grolak nahmen dann die Tür im Osten, während sich Nathanael und Ithil auf den Rückweg nach Skaegh machten. Verletzt und entnervt, hatten sie für dieses Mal genug vom dämonischen Tempel. Der Rest der Gruppe entdeckte im nächsten Raum ein großes Fresko, dass eine Art Schöpfungsmythos des Hagi-Gol Kultes darstellte. Es zeigte mehrer, zusammenhängende Szenen:

1te Szene: Fresko mit dem auf dem Feld ackernden Hagi. Als schwächlicher Mensch, der gegen unbarmherziges Wetter, halb im Morast versinkend einen Pflug durch die Erde treibt. Daneben sein verendeter Ochse, von dem Krähen fressen.

2te Szene: Hagi arbeitet sich zu Tode. Er stößt einen verzweifelten, alle Hoffnung fahren lassenden Flehspruch aus: [unentzifferbares Gizzoth]. Darauf entspringt aus dem Arm des sterbenden Hagi die dämonische Gestalt des Hagi-Gol.

3te Szene: Hagi-Gol wird genährt durch die unermüdliche Arbeit ausgemergelter Bauern, Hirten, Jäger und Fischer. Sogar ein ausgemergeltes Gaeleth-Schwein ist zu sehen. Sein Bauch wächst und wächst.

4te Szene: Hagi-Gol gibt den Gierigen, was sie sich wünschen, indem er Dinge heraufwürgt und über den Gläubigen erbricht: Brotkuchen, Wein, Schinken und Pasteten, Edelsteine, Perlenketten, feine Kleidung und Schuhe, Decken und Teppiche.

5te Szene: Wohlgenährte Bauern, reichbehängte Händler und eitle Schönlinge liegen in der riesigen Hand Hagi-Gols und wandern zum aufgerissenen Maul der Dämonenfratze mit gierigem Blick.

Die Schriftzeichen in Gizzoth, die vielleicht noch mehr Aufschluss hätten bringen können,  konnten ohne Nathanaels Hilfe nicht entziffert werden.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes öffnete sich eine Treppe abwärts. Deren Rand war mit weißem Schimmel bewachsen. Modrig-feuchte Luft drang nach oben. Statt diesem Weg zu folgen, öffnete die Gruppe eine einfache Tür in Richtung Norden und betrat einen prächtig ausgestatteten Speisesaal: Eine lange Tafel mit Diwanen und Beistelltischchen, die Wände mit, jetzt wurmstichigen, Holzpanelen und löchrig gewordenen Wandteppichen geschmückt. Mehrere Ausgänge im Osten führten zu Lagerräumen, einem Abort und der Küche.

Als Phoegeth an der Tafel Platz nahm, sah er sich einer geisterhaften Erscheinung gegenüber, die ein feines blaues Seidentaschentuch zwischen den Kissen des Diwans verbarg. Phoegeth konnte es daraus hervorziehen, die Schriftzeichen darauf aber nicht deuten. Luna hörte, am Tisch Platz nehmend, für kurze Zeit das Klappern von Geschirr und heitere Kammermusik. Die Musik brachte sie zu einem der Beistelltischchen. Darauf ein Gefäß mit Essstäbchen. Bei genauerem Hinsehen erkannte sie eines davon als dünnen Eisenstab, der warm in ihrer Hand lag und von magischen Symbolen überzogen war.

Dann unterzog die Gruppe die Küche einer genaueren Untersuchung. Dabei fanden sie eine Falltür, die durch einen darauf abgestellten Fleischerblock verborgen war. Darunter führten steile Stufen in einen kühlen Lagerraum hinab. Am hinteren Ende baumelte ein mummifizierter Erhängter vom Deckenbalken. Phoegeth traute sich näher heran und weckte "den Baumler", wie er später von Grolak genannt wurde, auf. Grau, so ist sein Name, ist voller Begierde nach feinem Essbesteck, Austern und silbernen Knöpfen. Wer ihm davon bringt, mit dem teilt er, was er weiß.

Grolak stöberte währenddessen weiter im Speisesaal bei den Wandteppichen herum. Einer davon zeigte eine vergnügt-erotisierende Badeszene. Hinter diesem Vorhang fand der Goblin eine Geheimtür, deren feuchtes Holz sich deutlich von der Wand abzeichnete. Skarlid, der den Wandteppich auf dem Teppich näher untersuchte, entdeckte mehrere morbide Szenen darauf. Dann öffneten die Gruppe die Geheimtür und stieg Stufen in ein schwülwarmes Gewölbe hinab.

In rötliches Licht getaucht, lag dort eine Badelandschaft hinter einem Vorhang. Was zunächst wie Menschen aussah, die dort herumstanden, stellte sich als kunstvoll gefertigte Statuen heraus. In der Schale einer Obstverkäuferin fand Skarild eine Apfelsine aus Marmor, die ein kleines Glasfläschchen mit Flüssigkeit und silbernem Deckel enthält. Unter den weiteren fünf Statuen, die aus dem rötlichen Nebel auftauchten, fanden sie auch ein Werk der Steinmetzin Gwenn Islahoe, die zur Zeit der Steinernen Königinnen die berühmteste Künstlerin des Landes war.

Im mit warmen Wasser gefüllten Becken des Baderaumes fand Grolak ein fleischiges Etwas unter dem Bodengitter. Darum machte er einen großen Bogen und holte eine silberne Schale in Form eines Schwans vom Beckenrand. Auch Skarild sah sich nach Schätzen um und löste einen roten Kristall aus der Beckenwand.

Danach kehrten sie zu Grau, dem Baumler zurück. Phoegeth gab ihm die metallene Nachbildung einer Auster, die sich auf dem Bodengitter befand, das Grolak aus dem Bad mitgenommen hatte. Grau zeigte sich damit zufrieden und erzählte einen Teil seiner Geschichte. Von seinem gescheiterten Ambitionen, den Primus des Kultes abzulösen. Von dem Versuch einer anderen Akolythin, dasselbe zu erreichen. Und von seinen Obsessionen und Vorlieben, die ihm auch im Tod geblieben sind.

Damit beendeten wir die Session.