Oshury – Session 1: Bandidos!

Oshury – Session 1: Bandidos!
Morgen an der Westküste Oshurys

Zurück in Oshury wurden die Fundstücke aus dem Schiffswrack veräußert und die Goldstücke daraus verteilt. Das sicherte den Abenteurern zumindest für den Moment den Lebensunterhalt. Parallel dazu hörten sie sich in Skaegh nach neuen Gelegenheiten um. Drei aufgeschnappte Gerüchte klangen vielversprechend:

  1. Über Carann's Hügel herrscht ein Schneesturm, der niemals endet. Er wütet, weil die Schneefee Casuwai dort im Sterben liegt. Sie soll von einem dämonischen Reiter mit einem Pfeil tödlich verwundet worden sein. Die Schneefee ist eine mächtige Königin und imstande, einem jeden Wunsch zu erfüllen. Wer sie rettet, wird sicherlich ... Carann's Hügel liegen in der Federgrassteppe, rund 3 Reisetage in östlicher Richtung von Skaegh entfernt.
  2. Der Pfad ins unter einem Tagesmarsch entfernte Akla wird nicht mehr genutzt seitdem dort die Seuche (im Volksmund "Zarenzorn" genannt) wütet. Der Schrein des Heiligen Aengus, Schutzpatron Aklas, der zwei Stunden außerhalb von Skaegh auf dem Weg liegt, soll geschändet worden sein. Vielleicht hat es damit etwas zu tun?
  3. Der Hochklippenweg, einziger Handelsweg in die 2,5 Tage entfernte Stadt Blenghor, wird von einer Räuberbande, den Grauen Reißzähnen, heimgesucht. Die Überfälle haben in den letzten Monaten zugenommen und lassen bestimmte Waren in Skaegh knapp werden. Es heißt, die Reißzähne hätten eine verbannte Elfe des Smaragdwaldes namens Siraye als ihre Anführerin. Das Militär des Zaren scheint unwillig, sich des immer ernster werdenden Problems anzunehmen. Die Reißzähne haben über die letzten Monate einige Handelskarawanen überfallen, u.a. eine Fuhre mit 10 Säcken besten Gaeleth-Kaffees. Da ist jeder Sack gut und gerne 50 GS wert! Die drei erfolgreichsten Händlerfamilien Skaeghs haben nun zusammengelegt und 1000 GS auf Siraye ausgesetzt. Tot oder lebendig.

Die Interessen der frischgebackenen Abenteurergruppe gingen auseinander, doch man einigte sich schließlich darauf, der Sache mit den Grauen Reißzähnen nachzugehen. Um nicht einer Überzahl an Wegelagerern begegnen zu müssen, heuerte die Gruppe in Skaegh alle an, die einigermaßen brauchbar erschienen und verzweifelt oder naiv genug waren, sich auf das Abenteuer mit ungewissem Ausgang einzulassen. Zunächst folgten 19 Glücksritter dem Lockruf des Goldes; deren Zahl sollte sich aber schon nach kurzer Zeit ausdünnen. Denn als es am nächsten Morgen los gehen sollte, tobte ein heftiger Orkan über der Küste Oshurys und machte das Reisen unmöglich. Zwei Tage lang saßen sie in Skaegh fest, bevor sich der Sturm einigermaßen gelegt hatte und durchgehendem Regen gewichen war. Das dauert einigen der Angeheuerten bereits zu lange, so dass sie sich einen anderen Broterwerb suchten. Zwischenzeitlich verschaffte Nathanael der Gruppe noch etwas mehr Startkapital, in dem er den Händlern versprach, den Reißzähnen das Handwerk zu legen, was nur möglich sei, wenn sie über die bereits zugesagten 200 GS noch weitere 50 als Vorschuss springen ließen.

Lediglich neun Angeheuerte waren übrig als der Trupp endlich den Klippenweg Richtung Neuntöterwald einschlagen konnte. Doch zuvor zahlte sich aus, dass sie Späher im Dorf aufgestellt hatten, geleitet von der Vermutung, dass eventuelle Spitzel der Reißzähne in Skaegh das erste bessere Wetter dazu nutzen würden, ihre Verbündeten zu warnen. Und so geschah es auch. Zwei verhüllte Gestalten stahlen sich noch vor Sonnenaufgang davon. Hadrian und Bailidh, jeweils durch ihren kleinen Trupp an Glücksritter verstärkt, machten sich direkt an die Verfolgung. Der Rest der Gruppe folgte in einigem Abstand nach.

Durch den Regen verfolgten sie die Spitzel, die sich zunächst auf dem Klippenweg hielten, der meist direkt oberhalb der Abbruchkante zur Küste hin verlief. Nach einigen Stunden bogen die Verfolgten vom Weg ab und führten den Spähtrupp unter der Leitung von Hadrian durch Felsspalten und über Felsgalerien oberhalb der tosenden Brandung zu einem Versteck. Dort waren die beiden Spitzel gerade dabei, eine Signallaterne auf eine dreißig Schritt draußen im Meer aufragende Felssäule zu ziehen, um ihre Freunde weiter nördlich zu informieren. Ein kurzer, heftiger Kampf entbrannte. Mit gezielten Schwerthieben versuchte einer der Kerle Hadrian über die Felskante zu treiben, doch dieser wich mehrmals geschickt aus. Der angeheuerte Carrgham holte mit seiner Bola aus und landete einen Volltreffer auf den zweiten Spitzel. Die Kugeln wickelten sich um dessen Hals und knallten dann mit voller Wucht aufeinander. Dröhnend explodierten die Kugeln (Carrgham hatte so einen Effekt bei seiner Anheuerung in Aussicht gestellt), töteten den Spitzel augenblicklich und verteilten ihr tödliches Schrapnell in alle Richtungen. Das wurde dem bereits schwer verletzten Hadrian zum Verhängnis. Die Explosion riss ihn von den Beinen und er stürzte zwanzig Meter tief in sein nasses Grab.

Während die Gruppe nach diesem Kampf eine Pause einlegte, übernahm Nathanael das Verhör des überlebenden Spitzels. Dadurch erfuhren sie von einem äußeren und inneren Ring der Grauen Reißzähne. Die Spitzel selbst hofften auf Zugang zum äußeren Ring und hatten bis jetzt wenig Ahnung von dem, wie die Bande funktioniert. Klar wurde, dass sie über einen Nachrichtenbaum mit der Bande kommunizierten und auf diese Weise auch ihre Aufträge erhielten. Das Wissen darum, wie mittels der Signallaternen verschiedene Nachrichten an die Banditen geschickt werden können, ging mit dem Tod des älteren Spitzels verloren. Der Überlebende, ein einfacher Dörfler namens Austin Vaughan, konnte an die Gruppe nur weitergeben, welche Signale eine leichte oder fette Beute bei mittlerer oder schwerer Bewaffnung in Aussicht stellen. Man entschied sich, Signale an die Räuber abzusetzen, die eine leichte Beute mit mittlerer Bewachung versprechen. Der Köder war damit ausgelegt.

Die Gruppe ließ Austin laufen, nachdem ihn Peretur zur Besserung gemahnt und Auflagen gemacht hatte. Außerdem gaben sie ihm die Locke der Frau seines getöteten Freundes mit, die Seraphina bei dessen Ausrüstung gefunden hatte. Austin soll der Familie die traurige Nachricht überbringen.

Die Gruppe zog den restlichen Tag lang weiter und erreichte am Abend die ersten Ausläufer des Neuntöterwaldes. Dort machten sie bei der ersten größeren Lichtung halt, die wohl öfter Reisenden zum Nachtlager dient. Sie stellten drei Gruppen an Nachtwachen auf, um sich gegen etwaige nächtliche Überfälle zu schützen. Dann hofften sie auf eine erholsame Nachtruhe.