Oshury – Session 13: Eoth auf der Flucht

Oshury – Session 13: Eoth auf der Flucht
Die Spur des Pferdediebs führt zur Eidechsenruine

Skarild, Dwinbar, Peogyd, Grolak und Nathanael setzten ihre Recherchen in Skaegh fort. Dwinbar las die von Skarlid bei Eoth entwendeten Dokumente vor. Zwei davon, in der selben grazilen Handschrift verfasst, stellten sich als schwülstige Urkunden heraus. Die eine ernannte den Reitknecht Eoth Cuil zum "Bruder des Schwurs zweiten Grades" und hob besonders hervor, dass er von den üblichen Einschränkungen im Umgang mit übelbringender Technik befreit sei. Unterschrieben war die Urkunde mit "die Granitkönigin". Die zweite Urkunde ging noch einen deutlichen Schritt weiter und ernannte Eoth zum Baron von Skaegh und all seiner Wiesen, bis hinauf zum Neuntöterwald und hinab zu den Smaragdwäldern der Elfen. Auch diese unterschrieben durch die mysteriöse Granitkönigin. Das dritte Dokument war in geschäftsmäßiger Handschrift verfasst:

Werter Rushco Draav, Wertes Al-Nagi Konsortium,

ich hoffe, dass dieser Brief Sie bei guter Gesundheit erreicht. Ich schreibe Ihnen, um mich aufrichtig dafür zu entschuldigen, dass ich meinen Teil der Abmachung bisher nicht erfüllt habe. Ich muss zugeben, dass das Gewicht des geplanten Handelsabkommens schwer auf mir lastet, seit ich Euer großzügiges Angebot für die Öffnung der Türen Skeaghs für das Konsortium angenommen habe.

Mir ist klar geworden, dass die Bekanntgabe meiner Mithilfe bei diesem Abkommen nicht nur meinen beruflichen Ruin bedeuten, sondern auch weitaus schlimmere Folgen haben könnte. Ich kann dies nicht mit gutem Gewissen tun. Ich muss daher höflich um einen Aufschub bitten, bis zum Ende des Jahres, um meine Verpflichtung zu erfüllen.

Ich verstehe, dass dies eine Unannehmlichkeit für Al-Nagi darstellt, und ich versichere Ihnen, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde, um die Situation zu bereinigen. Ich bin zutiefst dankbar für die Gelegenheit, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, und ich versichere Ihnen, dass mein Versäumnis, die Vereinbarung zu erfüllen, nicht meinen mangelnden Respekt oder meine mangelnde Wertschätzung für das Al-Nagi-Konsortium widerspiegelt.

Bitte verstehen Sie, dass dies eine schwierige Entscheidung für mich ist, und ich hoffe, dass wir zu einer für beide Seiten vorteilhaften Lösung kommen können. Ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung, um die Angelegenheit weiter zu besprechen, sobald Sie es wünschen.

Mit ergebenen Grüßen,
Lasair Mhic Gille

Lasair Mhic Gille ist niemand geringeres als die Sprecherin des Händlerrats von Skaegh. Nur wenige unter den Abenteurern, allen voran Nathanael, wussten, welchen Wert das belastende Schreiben haben könnte.

Während die anderen sich am frühen Morgen direkt zum Gestüt Gilmore aufmachten, um Eoth festzusetzen, traf sich Nathanael mit seinem bezauberten Kontakt Cautes. Beim Blick hinaus auf das Meer über dem ein wunderbarer Sonnenaufgang am wolkenlosen Himmel zu sehen war, erzählte ihm Cautes von den Gesprächen, die er in der Ygtras-Garnison aufgeschnappt hatte. Lufran, der "Strahl der Gleißenden Göttin Ygtras", nahm offenbar nur wenig Notiz von dem Diebstahl des Dornenhalsbands aus dem Aengus Tempel. Das reihte sich in das Desinteresse ein, mit dem die Ygtras Kirche auf die alten Kulte Oshurys schaut. Größere Sorgen schien ihm das Ausbleiben der bestellten Pferde zu bereiten, die er vom Gestüt Gilmore erwartete. Außerdem wurden vom Kämmerer Unstimmigkeiten in den Abrechnungen der Garnison festgestellt, denen man würde nachgehen müssen.

Nathanael beschloss einem weiteren seiner "Freunde" einen Besuch abzustatten: Käsehändler Zack Moynihan, den er vor drei Tagen beim Kartenspiel verzaubert hatte, traf er bei seinem Ladengeschäft am Marktplatz von Skaegh an. Skarild kam zur gleichen Zeit hinzu, um ihm den belastenden Brief von Lasair abzunehmen, um den Sirath Gilmore, die alte Potentatin des Gestüts, gebeten hatte. Nathanael und Skarild wurden direkt zu morgendlichen Brotkuchen und Gaeleth-Kaffee eingeladen und konnten sich nur mühsam vom überschänglichen Zack freimachen. Zum Abschluss zeigte dieser dem seinerseits wenig interessierten Zauberer seine prächtige Käseauswahl und ließ dabei nicht unerwähnt, dass die erstarkende Konkurrenz durch Eikef Nasgoli ihm Sorgen bereite. Seit dieser seine recht neue Käserei mit einer alten Statue des Gottes Hagi schmücke, brächten deutlich mehr Schäfer ihre Milch zu ihm als früher. Zack wäre sehr dankbar, wenn Nathanael ihm eine ähnliche Statue besorgen könnte.

Zwischenzeitlich hatten die anderen beim Gestüt festgestellt, dass Eoth längst getürmt war. Er hatte sich das beste Pferd genommen und war noch vor Tagesanbruch in Richtung Südosten, wie Grolak feststellte, davongeritten. Die Gruppe stattete der alten Sirath einen Besuch ab. Diese zeigte sich äußerst interessiert an dem belastenden Brief der Lasair Mhic Gille und übergab an jeden der Zarengeschenke ein Pferd im Austausch für den Brief. Sie deutete an, dass ihr das dabei helfen könnte, vergangenes Unrecht zu berichtigen.
Dwinbar & Co stiegen danach zum Zimmer von Gwenn Gilmore hinauf und fanden die Mitvierzigerin aufgelöst und mit tränengeröteten Augen vor. Auch sie ermutigte die Gruppe dazu, dem flüchtenden Eoth nachzusetzen. Nach all dem, was er nun zweifelsfrei getan habe, müsse man ihn festsetzen. Auf die Brüder des Schwurs und die Granitkönigin angesprochen, meinte Gwenn, dass Eoth diese gelegentlich erwähnt hätte. Sie hielt das alles aber für harmlose Phantastereien ihres Geliebten. Zuletzt bat sie die Gruppe noch darum, Eoth lebendig zurück zu bringen.

Dann machte sich die Gruppe an die Verfolgung. Kurz hinter dem Gestüt stieß Nathanael zu ihnen. Sie folgten zunächst den klaren Spuren, die Eoths Pferd im regengetränkten Boden hinterlassen hatten. Nach einigen Stunden hatte dieser aber den Ritt verlangsamt und war einem Bachbett gefolgt, um seine Spuren zu verwischen. Das schien ihm auch zu gelingen, denn die in zwei Gruppen aufgeteilten Verfolger suchten über längere Zeit vergebens danach. Daraufhin beschlossen sie, dem Bach weiter Richtung Küste zu folgen. In den letzten Stunden des Tages erreichten sie einige kleinere Wasserfälle, von denen aus sie das Meer und einige vorgelagerte Hügel erblickten. Eine alte Burgruine, nicht viel mehr als ein baufälliger Bergfried und eine neuere Palisade, ragte im Vordergrund auf. Dahinter lag ein Fischerdorf mit einem halben Dutzend ärmlicher Hütten. Das musste Claifen sein, zu dem laut einigen Skaeghern seit drei Jahren kein Kontakt mehr besteht.

Bei einbrechender Dunkelheit ritten die Abenteurer näher an das Dorf heran und zweigten schließlich von einem Trampelpfad ab und hinauf zur Burgruine. Dabei erklang eine helle Glocke aus dem Turm. Man war auf sie aufmerksam geworden. Beim Näherkommen zeigte sich, dass an der Ruine gebaut wurde: die Palisade war noch unvollendet und Teile eines Baugerüsts am Turm waren offenbar bei den heftigen Stürmen der letzten Tage eingestürzt.

Wie Perlen auf einer Schnur gelangten die Fünf schließlich an das Tor der Palisade am Kopf des Hügels. Allen voran der Ritter Peogyd. Oberhalb des Tores tauchte ein Goblin aus der Dunkelheit auf und leuchtet mit einer Sturmlaterne die Ankommenden an. Nachdem die ersten Kontaktversuche recht brüsk abgelehnt und die Gruppe auf den Tag vertröstet wurden, wenn die Herrin wieder zurück sei, übernahm Grolak das Gespräch. Von seinem Artgenossen bekam er heraus, dass die Herrin der Burg die Granitkönigin genannt wurde und, was noch erstaunlicher war, sie eine Elfe namens Siraye sei. Aktuell, so die Goblinwache, wäre seine Herrin bei einem benachbarten Stamm der Moorgoblins, würde aber schon bald von dort zurück kehren. Nachdem klar war, dass die Gruppe keinen Einlass finden würde, und Skarild beim Versuch im Dunkeln die Felswand zur Palisade zu erklettern fast abgestürzt war, beschloss die Gruppe etwas abseits vom Fischerdorf ihr Nachtlager aufzuschlagen. Sie planen Späher ins Dorf und die Umgebung auszusenden und selbst in der Nacht wachsam zu bleiben. Zuletzt stieg Nathanael erneut den Weg zur Ruine hinauf und alarmierte abermals den Goblin. Er nutzte das kurze Gespräch dazu, den Torwächter zu verzaubern. Das könnte sich für alles Folgende als nützlich erweisen.